#stayarthome

In Zeiten von Ausgangssperren und Kontaktverboten müssen Künstlerinnen und Künstler neue Wege finden, die Menschen zu erreichen. Die niusic-Themenreihe zur Corona-Pandemie.

Von Jesper Klein, 02.08.2021

Funkenflüge

Was geht jungen Künstler:innen durch den Kopf, in dieser Zeit der Unsicherheiten, die besonders die freiberuflichen Musiker:innen betreffen? Anouchka und Katharina Hack übernehmen im August zum ersten Mal die künstlerische Leitung des neuen meetMusic-Festivals in Mettingen. Wir haben den beiden Schwestern drei Fragen gestellt.

niusic: Es ist nicht selbstverständlich, in diesen Zeiten ein Festival ins Leben zu rufen. Was hat euch dazu bewogen und was möchtet ihr mit „meetMUSIC“ erreichen?

Es war dem Veranstalter, Draiflessen, wichtig, gerade in solchen auch für die Kulturszene schweren Zeiten mit der Festivalgründung einen positiven Impuls zu setzen. Unsere gemeinsame Vision ist es, in einem Musik-Sommerfest junge, hervorragende Kammermusikensembles zusammenzubringen, die sich besonders durch bewegende und mitreißende Konzerte auszeichnen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Motto „meetMUSIC“, also das unkomplizierte und direkte in Kontakt kommen mit Musik aus allen Zeiten und einer Bandbreite an Genres, zwischen denen unsere Musiker:innen sich auch teilweise innerhalb ihres Konzertes bewegen.

#stayarthome

In Zeiten von Ausgangssperren und Kontaktverboten müssen Künstlerinnen und Künstler neue Wege finden, die Menschen zu erreichen. Die niusic-Themenreihe zur Corona-Pandemie.

niusic: Musiker:innen, besonders freiberufliche, wurden von der Pandemie hart getroffen und ein nicht unerheblicher Teil denkt sogar über einen Berufswechsel nach. Gab es bei euch Phasen der Selbstzweifel?

Katharina Hack: Tatsächlich fordert die Pandemie eine noch viel größere Flexibilität von Künstler:innen als normalerweise schon – eine Unmenge an neuen Ideen und Plänen wurden geschmiedet, von denen dann eine Menge wieder durch neue Pandemiewellen verhindert wurde. Ein kräftezehrendes Hin und Her, das sicher nicht spurlos an der Szene vorbeiziehen wird.

Anouchka Hack: Selbstzweifel oder Selbstkritik gehören allgemein zum musikalischen Wachstumsprozess dazu. Bezogen auf die Pandemie können wir die Frage nach ihnen aber klar mit Nein beantworten. Ich glaube auch, dass Musiker:innen, die die Branche gewechselt haben, das nicht aus Selbstzweifeln, sondern eher aus Zweifeln am System, in dem sich freischaffende Musiker:innen bewegen, getan haben.

Katharina Hack: Eines zeigt die schwierige Zeit aber ganz deutlich: wie essenziell das kulturelle Live-Erlebnis sowohl für das Publikum als auch für Künstler:innen ist. Dass auf der Bühne etwas entsteht, was über das, was man als Musiker:in in wochen -, monate- und jahrelanger Arbeit vorbereitet, hinausgeht, dass Künstler:innen die Bühne und die Menschen brauchen, um im Moment der Inspiration gemeinsam mit dem und für das Publikum neue Welten zu erschließen. Der „meetMUSIC“-Gedanke knüpft hier an und schafft mit dem Open Air im August Platz und Raum für musikalische Funken, die überspringen.

niusic: Vieles lief in den letzten Monaten über digitale Kanäle, aber auch im analogen Betrieb sind durchaus Ideen für neue Konzertformate aufgekommen. Welche Erneuerungen braucht es eurer Meinung nach im Klassikbetrieb?

Die Persönlichkeit eine:r Künstler:in bzw. die einzigartige Handschrift eines Ensembles sollten bestimmender sein dürfen und sich in den Programmen und Konzertformaten niederschlagen. Gestalterische Freiheit ist dafür immer eine gute Voraussetzung, die war uns auch wichtig für die individuellen Programme der Ensembles beim Open Air. Das meetMUSIC-Open-Air bietet unseren Künstler:innen und Zuhörenden unterschiedliche Rahmen für besondere Klangkunst, so gibt es Konzerte verschiedener Länge, für „early birds“ und „Nachteulen“, für Kinder und Erwachsene. Alle Konzerte werden moderiert – von den Musiker:innen selbst sowie von Marie König und Malte Arkona. Das ermöglicht neue Perspektiven und lässt Publikum, Musik und Künstler:innen näher zusammenrücken.

Das meetMusic Open Air findet am 21. und 22. August zum ersten Mal statt. Veranstaltungsort ist Draiflessen Conference in Mettingen. Zu Gast bei der ersten Ausgabe des Festivals ist unter anderem das vision string Quartet. Mehr Informationen zum Programm unter: meetmusic.online/openair

© Matthias Heuermann (oben), Felix Broede (Kachel, unten)


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