Von Christopher Warmuth, 04.05.2016

90er Rap

Häppchenkultur ist mit Daniel Müller-Schott zum Glück nicht möglich! niusic wollte wissen, was Müller-Schott privat auf Spotify hört: Sieben Stunden Musik gilt es jetzt zu hören. Von Häppchen raten wir ab - in Hörblöcke kann man es natürlich aufteilen. Tschaikowski, Kreisler, Bach, Prokofjew und: eine Überraschung.

Spritzige Ironie

Georg Kreisler war wirklich sehr witzig! Er war Pianist, Komponist, Kabarettist, Jahrhundertzeuge. Er liebte die Klassische Musik, ließ es sich aber nicht nehmen, das Tandaradei um sie herum kritisch zu betrachten. Seine Platte „Everblackes“ versammelt allerlei Sticheleien gegen das Wiener Gemüt, die Opernbesucher und den Sport. Für Daniel Müller-Schott ist diese Platte unverzichtbar, wenn man über sich selbst lachen kann: „Dieser genial-bissige und hintergründige Wiener Kabarettist ist jedes Mal ein aberwitziges Erlebnis – besonders sein Hit ‚Musikkritiker‘ ist ein absurder Spaß!“



Gulda – das Enfant terrible

Kontakt zur Musik hatte Daniel Müller-Schott bereits sehr früh. Mit sechs Jahren begann er, das Violoncello zu spielen. Und seine musikalischen Wurzeln hat er bis heute nicht vergessen. Schon als Kind hörte er viel klassische Musik, manche Aufnahmen begleiten ihn bis heute. „Die Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart sind fantastisch. Gerade in der Aufnahme mit Friedrich Gulda, den Wiener Philharmonikern und Claudio Abbado wird deutlich, was die Musik von Mozart abverlangt: bei den Klavierkonzerten Nr. 20 & 21 spürt man eine unglaubliche Kraft und Tiefe, die das österreichische ‚Enfant terrible‘ Gulda am Klavier beherrscht und versteht, wie kaum ein anderer. Ich liebe diese Aufnahme seit meiner Kindheit und höre sie heute noch sehr oft.“



Prokofjews Psychogramm

Aktuell arbeitet der Cellist an der epischen „Sinfonia concertante“ von Sergei Prokofjew, und Müller-Schott betrachtet das Werk nicht als einzelnes Stück. Vielmehr geht es darum, sich den Komponisten Prokofjew von mehreren Seiten zu ergründen, nur so wird ein Stück lebendig. „Das berühmte Ballett von Prokofjew lässt mich tief in die Seele des Komponisten blicken“, so Müller-Schott. Die blutvolle Musik markiert eine Wende in Prokofjews Schaffen. Die Musik ist lyrisch blühend und bereits beim ersten Hören außerordentlich einprägsam. Die mechanistischen Rhythmen – für Prokofjew so typisch – treten in den Hintergrund. Es regiert die säuselnde Zauberei!



Dancing King Müller-Schott

Die Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach werden oft als Stücke für Kenner und Liebhaber bezeichnet. Welche Musik ist das nicht? Man kann diese Musik nebenbei laufen lassen, man kann aber auch ganz genau hinhören und staunen über ihre raffinierte Vielfalt. Das E-Dur-Konzert ist im Vergleich zum a-Moll-Konzert konventioneller: klare Dreiklangsmelodik und rauschende Sequenzen. Was im Stile Antonio Vivaldis anmutet, ist im Detail subtiler komponiert. Der solistische Part und die Orchesterpassagen sind in jeder Note miteinander verzahnt. Hier spielt einer dem anderen zu. Beim a-Moll-Konzert faszinieren die rasanten Außensätze, die aus verschiedenen Keimzellen ein rastloses Ganzes kreieren. Daniel Müller-Schott ist bei diesen Stücken ganz aus dem Häuschen, „Fantastisch, welchen Swing und Transparenz das Freiburger Barockorchester an den Tag legt. Ich kann nicht anders: makes me want to dance – and play more Bach!“



Musik, die zu Tränen rührt

Peter Tschaikowski werkelte selbst an der geschichtlichen Strahlkraft dieser Komposition. Er erklärte seine Sinfonie Nr. 6, die „Pathetique“, zum „Schlussstein seines gesamten Schaffens“. Bei der Komposition sei er immer wieder in Tränen ausgebrochen. Aussagen der Zeitgenossen zufolge hat Tschaikowski mit demselben Elan, Fleiß und Herzblut gearbeitet wie an den übrigen Sinfonien. Alles nur Mythos? Daniel Müller-Schott liebt das Werk nicht nur als solches, es erinnert ihn an eine ganz bestimmte Vorstellung: „Ein Juwel! Der Live-Mitschnitt von 1993 und meinem ‚Heimatorchester‘. Ich war damals in dem Konzert und trage die Emotion dieses Abends seitdem mit mir – Musik, die mich immer wieder zu Tränen rührt.“



Ein jähzorniger Bruch

Ähm – und jetzt ein Rap aus den Neunzigern? Na klar. Die Songs sprechen für sich. Daniel Müller-Schott liebt den Kontrast: „Das putzt die Ohren durch – Time for real contrasts. Ich bin verrückt nach diesem wilden Souvenir!“



© Uwe Arens


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