Wer ein Instrument spielt, der übt normalerweise. Ja, auch mal nachts, sehr zum Leidwesen der Nachbarn. An Musikhochschulen stört es zum Glück niemanden, wenn bis Mitternacht noch Saiten gestrichen, Felle geschlagen, Tasten gedrückt und Mundstücke durchpustet werden. Zwischen Sonnenunter-, und -aufgang knipst jeder Musiker in seinem Überaum Licht an und erscheint, von außen betrachtet, in seiner eigenen Welt – räumlich und klanglich getrennt von den übrigen Übenden. Die VisualMusic-Künstlerin Katharina Blanken hat dieses (fast) stumme, wohl aber sichtbare Parallel-Musizieren festgehalten und mit neu komponierter Musik unterlegt.
Der Blick vom Hinterhof auf die Überäume der Robert Schumann-Hochschule Düsseldorf – per se nicht unbedingt eine Augenweide – ist der Ausgangspunkt des Kurzfilms „Kammermusik“, der in der Kategorie „Best International Film (short)“ auf dem Sydney Architecture Festival 2015 den ersten Platz gewann. Mit einer Kameraeinstellung, vielen Schnitten und einer aufwendigen Beleuchtung setzt Blanken die übenden Studenten gemeinsam in Szene, wo sonst die absolute Konzentration auf die persönliche Tätigkeit herrscht. Alltäglich und intim zugleich wirken die Aufnahmen des Zusammenspiels über Etagen und durch Wände hindurch. Ein Lichtermemory der ein-, und aussetzenden Musiker hinter den Fenstern zwischen Abendrot und Morgendämmerung. „Kammermusik“ zeigt eine Partitur paralleler Welten - wie aus Nebeneinander Miteinander wird.
Und hier geht`s zur Seite von Katharina Blanken:
http://strippenzieherei.com