Von Carsten Hinrichs, 21.04.2017

Blutfehde

Die besten Opern sind fast immer Krimis: ob Mord oder Selbstmord, Betrug oder üble Nachrede – oder alles vermischt in einer absurden Handlung. In unserem Opernrätsel werden nur die nüchternen Fakten verraten. Aus welcher Oper stammt das Verbrechen?

Die junge Frau, die die Situation blitzschnell erfasste, konnte nicht mehr daran gehindert werden, sich neben ihrem sterbenden Geliebten zu erstechen.

Die Nachricht von einem tragischen gemeinschaftlichen Selbstmord zweier Jugendlicher der High Society in der vergangenen Nacht erschütterte Norditalien heute früh. Wie die Polizei mitteilte, die erst allmählich die Hintergründe des Suizids aufdecken konnte, war eine Verkettung unglücklicher Missverständnisse die Ursache für den Tod der zwei jungen Menschen aus gut behütetem, wohlhabendem Elternhaus.

Demnach stammten die bereits verlobte junge Frau (16) und ihr mutmaßlicher Geliebter (17) aus zwei Familien, die bereits seit mehreren Jahren in offener, erbitterter Konkurrenz um Einfluss in der Metropole am Gardasee stehen sollen, wie die Behörden verlauten ließen. Zum Kennenlernen war es trotz der auf Abschottung ihrer Kreise bedachten Familien auf einer privaten Feier eines der beiden Familienoberhäupter gekommen, die der an sich dort unerwünschte junge Mann aus Nervenkitzel mit engen Freunden inkognito ebenfalls besucht hatte. In der Nacht danach soll es zu einem ersten geheimen Treffen zwischen den jungen Leuten sowie in dessen Verlauf zu einem eilfertigen Heiratsversprechen auch der bereits verlobten jungen Frau gekommen sein.

Die Lage verschärfte sich dramatisch, als es am nächsten Tag im Zuge eines Handgemenges aus Rivalität zwischen Vertretern beider Familien erst zu einem Mord im Affekt an seinem besten Freund und noch am Tatort zum Rachemord durch den verliebten jungen Mann am Täter kam. In Erwartung der Verhaftung drängte der nun schwer straffällig Gewordene einen örtlichen Priester zur heimlichen Trauung zwischen den beiden jungen Leuten und fasste einen Plan zur gemeinsamen Flucht. Allerdings erreichte den Bräutigam tragischer Weise nicht mehr die Information, dass der Geistliche der jungen Braut auch einen Weg aus der unliebsam gewordenen Verlobung eröffnen wollte, indem er mithilfe pharmakologischer Mittel einen Scheintod und ihre Bestattung vortäuschen wollte. Der Liebende, der zur Bahre seiner vermeintlich verstorbenen Frau eilte, verabreichte sich in seiner Verzweiflung ein schnell letal wirkendes Mittel, kurz vor dem Augenblick, als sie erwachte – wie der inzwischen verhaftete Priester beobachten konnte und zu Protokoll gab. Die junge Frau, die die Situation blitzschnell erfasste, konnte nicht mehr daran gehindert werden, sich daraufhin neben ihrem sterbenden Geliebten zu erstechen. Jede Hilfe der herbeigerufenen Rettungskräfte kam zu spät.

Auflösung und juristische Einschätzung


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