Regula Mühlemann lacht viel. Schnell fühlt man sich ihr verbunden, obwohl ihr Auftreten sehr stilbewusst und professionell ist. Sie scheint zu wissen, wie sie auf Menschen wirkt, was ihrem natürlichen Charme aber keineswegs schadet. Die Schweizer Sopranistin ist angekommen, noch nicht auf dem Karriere-Olymp, aber an einem Meilenstein dorthin. Für Sony hat sie Mozart-Arien aufgenommen und wird uns auf dem Cover als rundum perfekter Superstar präsentiert. In Großaufnahme strahlt ihr roter Kussmund vor schreiend gelbem Hintergrund. Doch hinter der durchgeknallten Marketingverpackung steckt eine außerordentlich selbstbewusste und zielstrebige junge Frau.
Genauso wie bei unserem Pantomimespiel stellt sich Regula Mühlemann auch sonst nicht an, wenn es um ungewöhnliche filmische Experimente geht. Solange sie darin ihre Leidenschaft, das Singen, prominenter machen kann. Auch bei einem Publikum, das sonst nichts mit Klassik am Hut hat und auch keine Mozart-CDs kauft. Dafür läuft sie dann auch mal singend durch die Pariser Metro oder betört untote Skelettmenschen mit der Rosen-Arie aus „Figaros Hochzeit“. Zwischendurch kann man in ihren Videos auch tatsächlich etwas lernen! Welche Rolle der Körper beim Singen spielt und was ihre eigene Stimme ausmacht, erfährt sie im SRF-Kultur-Interview von sich selbst.
Aber ist das nicht alles ziemlich oberflächlich? Klar, tiefere Inhalte vermitteln ihre Videos selten, auch auf facebook geht es oft eher um Bühnenoutfits und Reiseimpressionen. Doch ihr Publikum scheint sie damit zu erreichen, mehr als 2200 Personen gefällt ihre Seite. Die Musik auf ihrer CD ist jedenfalls alles andere als oberflächlich, auch unbekanntere Mozart-Arien findet man in der Zusammenstellung. Der Gesamteindruck ihres Gesangs ist insgesamt noch eher brav. Und doch spürt man in allen Arien den behutsamen Umgang mit einem lieb gewonnenen Gegenstand, in jeder Note ihre beglückende Leidenschaft für diese Musik.