Von Thilo Braun, 07.10.2016

Sprachloser Bach

Das Berliner Barockensemble Lautten Compagney wagt ein Experiment. Es entzieht Bachs Kantaten die Grundlage – den Text – und versucht, rein instrumental einen anderen Blickwinkel zu erschließen.

Kantaten ohne Sänger sind wie Trauben ohne Kerne – sie sind leicht konsumierbar und schmecken gut. Und doch führen sie scheinbar ein Dasein ohne Zweck. Denn was hat die Kantate 171 denn noch für einen Sinn, wenn der Musik der Text und damit die Grundlage entzogen wird?
Johann Sebastian Bach schrieb um die 200 Kantaten, jede widmete er Gott und dem Glauben, es sind vertonte Liturgien: In den Chorälen betet die Chorgemeinde, die Rezitative verkünden die Heilige Schrift, in den Arien wird das Heilsgeschehen ausgiebig reflektiert. Die Musik dazu ist nicht einfach da, sie hängt an den Worten. Passend zum Text bejubeln die Instrumente die Heilsbotschaft oder beklagen das Leid.
Die Lautten Compagney hat sich trotzdem dafür entschieden, auf ihrer neuesten Aufnahme die Sänger einfach wegzulassen. Bringt diese rein instrumentale Sicht den Kantaten einen Gewinn oder geht es nur wieder darum, „sich neu zu erfinden", koste es, was es wolle? Der Ensembleleiter Wolfgang Katschner stellt sich im Videointerview diesen Fragen.

  1. Wer denkt hier nicht automatisch an Johann Sebastian Bach? Ganz richtig: Der deutsche Komponist schrieb über 200 kunstvolle Werke in dieser Gattung der festlichen Gottesdienstmusik mit Chor, Orchester und Solisten. Die „Bachkantate“ wurde dadurch zum feststehenden Begriff. Später schrieben unter anderem Carl Nielsen und Paul Hindemith auch weltliche Kantaten – im Prinzip jeder Text lässt sich so vertonen. Daher eine traditionsreiche Gattung mit Zukunft! (MH)




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Johann Sebastian Bach

Bach Without Words

Lautten Compagney

dhm/Sony

© Ida Zenna


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