In den ersten Jahren nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen wurde wie verrückt alles unter den Röntgenapparat gelegt und gestellt, was greifbar schien. Hund, Katze, Maus, Fisch, Kind, Vater, Mutter. Bei allem wollte man wissen: „Wie sieht das Innere aus?“ Lange war es gang und gäbe, beim Gang zum Schuhverkäufer seine Füße ins „Pedoskop“ zu stecken und für den Gruselfaktor ein bisschen mit den Zehen zu wackeln. Das war lustig, bis bekannt wurde, dass Röntgenstrahlen pfui sind, für die Gesundheit. Also, keine gespenstischen Aufnahmen mehr zur familiären Belustigung – Schade! Aber wir schreiben das Jahr 2016, und die Wissenschaft schläft nicht. Zwar sind die modernen Magnetresonanz-Verfahren so aufwendig und teuer, dass sich privat wohl niemand eine MRT-Kammer mit allem drum und dran einrichtet, aber im Krankenhaus lässt sich – unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten, versteht sich – doch wieder Spaß damit haben.
So hat sich Bariton Michael Volle in einen Magnetresonanztomografen gelegt und dort das „Lied an den Abendstern“ aus Richard Wagners Tannhäuser zum besten gegeben. Man möchte nicht glauben, dass Ton und Bild tatsächlich zusammengehören! Die Zunge des Sängers sieht aus, als führe sie ein Eigenleben, und seine Lippenbewegungen wirken wie aus einem Zeichentrickfilm. In einem kurzen Interview mit dem Münchner Merkur spricht Michael Volle außerdem über die Minuten in der Röhre und ihre Hintergründe. Spaß war nämlich nicht der einzige Grund für diesen wirklich sehenswerten Versuch. Das Interview gibt es hier.